Station 3. - Interaktiver Dorfspaziergang

Grube Endlich

Hast du den Grubeneingang gefunden? Es handelt sich um einen Stolleneingang, hier wurde früher Bleierz gewonnen. Später zu Kriegszeiten hat man den Stollen genutzt, damit sich die Menschen vor Luftangriffen in Sicherheit bringen konnten. Die geschichtlichen Nachweise reichen zurück bis in das Jahr 1869! Wichtig: Die Grube ist gesperrt und sollte es auch bleiben. Bitte betritt‘ die Grube nicht – es könnte gefährlich für Dich werden!

Der Grubeneingang zur "Schiwwergrub"

Wenig Zeit?

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Geodaten: 50°46’02.7″N 8°15’13.9″E

Geschichte:

Am Fuße der „Löhren“ zwischen Manderbach und Sechshelden befindet sich kurz unterhalb des Waldrandes bei einem Hochsitz der Eingang zu einem alten Stollen, im Manderbacher Volksmund die „Schiefergrube“ genannt, wohl wegen der Schieferhalde westlich des Stolleneingangs. Welche Bewandtnis es mit dieser Grube tatsächlich auf sich hatte, darüber soll dieser Artikel Auskunft geben.

In diesem Bergwerk wurde tatsächlich vor allem Bleierz gewonnen: Betreiber der Grube waren Johannes Peter aus Manderbach und Johann Heinrich Kauferstein aus Niederrossbach. Das offizielle Verleihungsprotokoll, welches anlässlich der Besichtigung des Bergwerksfeldes der durch die Inhaber und preußische Beamte angefertigt wurde, ist datiert vom 28.12.1870. Vermutlich war der Stollen aber schon in früheren Zeiten angelegt worden, und die damaligen Betreiber führten die Arbeit ihrer Vorgänger lediglich fort. Außer Kauferstein und Peter waren bei der offiziellen Verleihung der Grubenrechte anwesend: Heinrich Nies vom Bergamt Weilburg, A. G. Gutbrod vom Bergamt Weilburg als Vertreter der Gruben Auguste und Marie, der Verwalter Weyand vom Bergamt als Vertreter der Grube Löhren und der königliche Berggeschworene Frohwein als Protokollführer. Schon im Jahre 1869 war beim königlichen Oberbergamt durch Kauferstein und Peter der Antrag auf den Abbau von Kupfer-, Blei- und Eisenerz in dieser Grube gestellt worden (siehe Abbildung).

Die Grube „Endlich“ bestand aus dem schon beschriebenen „`unteren Stollen“ mit dem Eingang an der Nordseite der Löhren und dem „oberen Stollen“ mit dem Eingang an der südöstlichen Seite des Berges (heute oberhalb von „In den Thalen“). Der Betrieb stellte sich zunächst als sehr erschwerlich heraus, und ging auch nur schleppend voran. Der erste Nachweis über die Förderung des begehrten Rohstoffes datiert von 1877. In dieser Zeit wurden drei Zentner Bleierze für 60 Mark Geldwert gefördert. In diesem Jahr waren beschäftigt: unter Tage 1 Mann und über Tage 2 Mann. Der durchschnittliche Reinverdienst eines Arbeiters bei zwölfstündiger Schicht lag bei 2 Mark. In den von den Betreibern an das königliche Bergamt einzureichenden Tätigkeitsnachweis wird außerdem gefragt: „Wie viele Angehörige wurden im Jahresdurchschnitt von sämtlichen Arbeitern ernährt?“ Die Antwort: „16 Köpfe“, was auf die durchschnittliche Größe der Familien damals rückschließen lässt.

Im Jahre 1878 war die Grube nur im Monat Januar in Betrieb. Der obere Stollen wurde hierbei einen Meter vorangetrieben, wobei Schiefer und Schalstein als Nebengestein gefördert wurden wie auch beim unteren Stollen. In den nächsten fünf Jahren ruhte der Bergwerksbetrieb wahrscheinlich, denn es finden sich keine Tätigkeitsnachweise der Betreiber.

Erst 1884 gelangte ans Bergamt von ihrer Seite der Hinweis: „Grube steht in Versuchsarbeit.“ Den vollen Betrieb nahm man erst im darauf folgenden Jahr wieder auf. Zwei Arbeiter mit einem Verdienst von zwei Mark für die zwölfstündige Schicht trieben den unteren Stollen 56 Meter voran. Eine nennenswerte Menge von Bleierz ist aber wohl nicht zu Tage gefördert worden, denn hierüber befinden sich in den alten Urkunden keine Einträge.

1887 schickt Wilhelm Heinrich Kauferstein, der Sohn von Johann Heinrich Kauferstein, folgenden Nachweis an den königlichen Revierbeamten: „Zwei Arbeiter, sieben ernährte Köpfe, 1,80 Mark pro Zwölfstundenschicht. Der (untere) Stollen wurde in 1886 60 Meter weiter getrieben und hat gegenwärtig eine Gesamtlänge von 130 Metern. Der Stollen steht im Grauwackenschiefer. Unfälle sind nicht vorgekommen.“ Das Jahr 1887war wohl nicht sehr ertragreich: zwar wurde der untere Stollen um 50,2 Meter vorangetrieben, jedoch der Arbeitslohn von 2 Mark auf 1,50 Mark für die beiden beschäftigten Arbeiter gekürzt, wohl deswegen, weil nicht genug Erz gefunden und verkauft wurde. Nach dieser Durststrecke stieß man aber wohl im darauf folgenden Jahr auf ein neues Vorkommen. Dies zeigt sich daran, dass der Lohn für die Schicht auf 2,60 Mark erhöht wurde und außerdem ein Seitenstollen von 22 Meter Länge in östlicher Richtung angelegt wurde; der Hauptstollen war im gleichen Jahr um 43 Meter vorangetrieben worden. Bis zum Jahre 1890 hatte man im unteren Stollen eine Länge von über 280 Meter ab dem Mundloch erreicht. In diesem Jahr war die Grube nur noch im ersten Quartal in Betrieb, die Arbeit wurde von einem Arbeiter verrichtet. Danach kam der Betrieb vermutlich wegen des zu dürftigen Vorkommens an Bleierz zum Erliegen.

Der Bergwerksbetrieb sollte jedoch noch einen Rechtsstreit vom Zaune brechen. Denn im Jahre 1897 erstattet Andreas Wege, seines Zeichens Bauer in Manderbach, Anzeige beim Königlichen Amtsgericht in Dillenburg. Was war geschehen? Andreas Wege besaß einen Acker am „Vitionalweg“ von Manderbach nach Dillenburg. Dieser Acker lag etwa fünf Meter tiefer als der Eingang zum Stollen. Der Stollen war nun im Bereich des Mundlochs eingebrochen und die Gesteinsbrocken waren auf den Acker gerollt und behinderten Andreas Wege bei der Bestellung seines Feldes. Ob es allerdings tatsächlich zu einer Auseinandersetzung vor Gericht kam, oder ob sich Wege schließlich mit den Bergwerks­betreibern gütlich einigen konnte, verschweigen die Urkunden der Grube „Endlich“.

Am 3. Juni 1903 verstarb schließlich der Hauptinhaber der Grubenrechte, Wilhelm Kauferstein. Nach seinem Tode wurde der Bergwerksbetrieb nicht wieder aufgenommen, zumal Kauferstein keinen Rechtsnachfolger hierfür benannt hatte. Die Rechte auf das Bergwerksfeld erloschen schließlich im Jahre 1989.

Wenn auch der Bergbau in Manderbach nie eine bedeutende Rolle gespielt hat, so wie etwa im Schelder Wald, so mag sich der Spaziergänger oder Wanderer beim Anblick des alten Stollens und der Schieferhalde doch daran erinnern, dass hier vor über hundert Jahren Männer aus Manderbach und den umliegenden Ortschaften in schweißtreibender, entbehrlicher Arbeit Bleierz aus der Tiefe des Berges zu Tage gefördert haben.

Nachtrag:

Den Namen „Schiefergrube“ hat die Grube „Endlich“ sicherlich dadurch bekommen, dass die Stollen in Schiefer gehauen sind, was man auch an der Halde westlich des Mundlochs zum unteren Stollen sehen kann. Tatsächlich wurde hier jedoch nach Bleierz gegraben. In der Manderbacher Gemarkung waren aber auch vier Bergwerksfelder für den Schieferabbau beantragt und ausgewiesen worden. Sie trugen den Namen Kronprinz I und III, und Prinz Karl I und II. Man erhoffte sich wohl hierbei ähnliche Erfolge wie von der Grube Batzbach bei Wissenbach, die seit 1767 in Betrieb war und zur ergiebigsten Dachschiefergrube im heimischen Raum wurde. Die vier genehmigten Bergwerksfelder für den Schieferabbau in der Gemarkung Manderbach wurden jedoch niemals erschlossen.

Mario Löhr aus „Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der Waldjugend Manderbach“ aus dem Jahr 1995

Hinweis aus der Schulchronik 20.06.1946

Aus der letzten Zeit vor dem Zusammenbruch verdient der Nachwelt noch folgendes festgehalten zu werden: Da die Luftangriffe immer heftiger wurden und auch für die Landbevölkerung hier bei uns die Gefahr sich vergrößerte, zumal wir benachbart der wichtigen Bahnen für den Nachschub wohnen, wurden Stollen aufgegraben, in denen die Bevölkerung Schutz suchen sollte. Die Grube „Endlich“ im Imbach wurde freigelegt, ebenso der alte Leitungsstollen am Wege nach Oberroßbach in der Waldwiese.

Eingang zum Stollen
Schon im Jahre 1869 war beim königlichen Oberbergamt durch Kauferstein und Peter der Antrag auf den Abbau von Kupfer-, Blei- und Eisenerz in dieser Grube gestellt worden
Blick in den heutigen Stolleneingang
Blick vom Weg zum Stolleneingang

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Geodaten: 50°46’02.7″N 8°15’13.9″E